Trauer – die heilende Kraft
„Zurück ins Leben findet man erst im Durchleben der Trauer.“ Trauer ist ein gesundes, angeborenes Reaktionsmuster auf Verlusterlebnisse; sie ist gleichzeitig Ausdruck und Bewältigungsprozess. Das bedeutet: Man muss die Trauer durchleben, um sie zu bewältigen. Trauer ist Arbeit. Somit haben Trauernde Einfluss auf ihre Trauer: Trauer ist ein Prozess, in dem der Trauernde aktiv Aufgaben zu bewältigen hat.
Die Phasen und Aufgaben der Trauerarbeit:
Zu Beginn wird der Verlust für nicht real gehalten, deshalb wirken Betroffene oft als emotionslos und starr. Sie haben das Gefühl, der Verstorbene kommt wieder zur Tür herein. Die Phase dauert Stunden bis Tage, kann aber auch länger dauern. Die Betroffenen klagen häufig über Gefühlstaubheit und dass sie nicht weinen können. Dass liegt daran, dass noch nicht wirklich realisiert wurde, was passiert ist. Dieser Zustand ist ein Zustand des psychischen Schocks, der als Schutzmechanismus zu bewerten ist: Würde der Betroffene vom ersten Augenblick an realisieren, was der Verlust im vollen Umfang für ihn bedeutet, würde er das weder psychisch noch physisch aushalten.
Aufgabe: Die Realität des Verlustes akzeptieren
Damit Trauergefühle aufbrechen können, um die gesunde Bewältigungsarbeit anzutreiben, ist es nötig, den Verlust verstandes- und gefühlsmäßig zu realisieren. Der Betroffene muss begreifen, dass es eben doch wahr ist, so schlimm es auch ist! Erst dann kommen Trauernde einen Schritt weiter - in die nächste Phase und zur nächsten Aufgabe. Die Verabschiedung vom Verstorbenen kann das Realisieren unterstützen.
Schmerzhafte Erinnerungen und starke Trauergefühle brechen auf, die oft als chaotisch und nicht steuerbar erlebt werden: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung, Schuld, aber auch Dankbarkeit und Erleichterung erlebt der Trauernde als wildes Wechselbad von Emotionen. Der Verstorbene und die Zeit mit ihm werden oft idealisiert.
Aufgabe: Den Schmerz und andere Aspekte des Verlusts erfahren
Die unterschiedlichen Emotionen der Trauer sollen zugelassen und ausgehalten werden, um den Verlust aufarbeiten zu können. Wer diese Gefühle nicht zulässt oder mit Alkohol, Medikamenten oder Arbeit wegdrückt, blockiert den Bewältigungsprozess.
Der Verstorbene wird bewusst und aktiv gesucht und damit findet immer wieder ein kleines Stück "Trennung und Abschied" statt. Das tut sehr weh, aber die Gefühle werden nicht mehr als völlig unkontrollierbar und chaotisch erlebt. Trauernde können das Suchen und sich Trennen schon besser selbst steuern (indem sie z.B. Fotos bewusst hervorholen und betrachten, dann aber das Album wieder schließen.) In dieser Phase wird besonders intensiv geträumt. Viele Angehörige berichten, dass der Verstorbene im Traum erscheint, ihnen mitteilt, dass es ihm gut geht und sich dann verabschiedet. Diese Träume werden als schön und beruhigend beschrieben. Sie können als tiefe Sehnsucht gesehen werden, den Verstorbenen noch einmal zu sehen. Gleichzeitig findet noch einmal ein bewusstes Stück Abschied statt.
Das alte Leben wird aber schon versucht als abgeschlossen zu sehen. Der Verlust wird schweren Herzens akzeptiert und das Bild des Verstorbenen wird allmählich wieder differenzierter.
Aufgabe: Die Anpassung an eine Umgebung, in der der Verstorbene fehlt
Es wird bewusst, welche Rollen und Funktionen der Verstorbene im Leben des Hinterbliebenen innehatte. Der Hinterbliebene muss nun diese Lücken füllen und auch mit offenen Stellen leben lernen, was dazu führen kann, dass er neue Fertigkeiten erwerben muss, die vorher in das Aufgabengebiet des nun Verstorbenen gefallen sind.
Der Trauernde wendet sich langsam wieder der Welt zu, orientiert sich neu. Er hat wieder Energie für positive und zukunftsorientierte Aktivitäten. Zu bestimmten Zeiten (Weihnachten, Geburtstag, Hochzeitstag, Todestag etc.) sind Rückfälle in die früheren Phasen normal.
Aufgabe: Für die tote Person einen Platz finden, der es erlaubt, sich an diese zu erinnern.
Gut bewältigte Trauerarbeit bedeutet nicht, dass der Verstorbene „vergessen“ wird, es geht vielmehr darum, die Beziehung zum Verstorbenen in eine Erinnerungsbeziehung umzuwandeln. Die Erinnerungen können auch schmerzen, ohne dass man von pathologischer Trauer sprechen muss. Es wird aber immer mehr möglich, sich vor allem an Schönes zu erinnern.
Die Dauer der einzelnen Phasen kann unterschiedlich lange sein und das Aufeinanderfolgen der einzelnen Phasen darf nicht als streng gesehen werden. Die Länge und Intensität der Trauerarbeit ist auch abhängig von der Art des Verlustes und dauert in den meisten Fällen länger als ein Jahr (Quelle: Trauerphasen & Trauerbewältigung).
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Jemanden von seinen Trauer- Gefühlen wegbringen zu wollen, die trotzdem da sind, ist der falsche Weg. Es kann verletzend wirken, weil über die Gefühle hinweggegangen wird, sie werden weggewischt, das Bedürfnis nach Zuwendung und Einfühlsamkeit wird ignoriert.
Trost wirkt dann positiv, wenn man Trauernden in ihrem Leid beisteht, einfach für sie da ist. Das Dasein reduziert Gefühle von Niedergeschlagenheit, Einsamkeit und Hilflosigkeit. Trauernde müssen ihrer Trauer nachkommen dürfen und dürfen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, sich beherrschen zu müssen. Das Ausdrücken dürfen dieser Gefühle ist schon „der halbe Trost“. Die andere Hälfte des Trostes setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
Hilfreiche Begegnungen, das ist der Beistand von Menschen, die Betroffene beim Realisieren des Verlustes und des Trauerschmerzes begleiten und immer wieder nachfragen, welche Gefühle und Bedürfnisse der Trauernde gerade hat, so dass er sich selbst wieder spürt. Folgende Fragen helfen Menschen im Ausnahmezustand dabei, sich in ihrer Bedürfnislage wieder wahrzunehmen.
„Wie geht es dir?“, „Hast du einen Wunsch?“, „Kann ich etwas für dich tun, damit es dir besser geht?“, „Gibt es etwas, das jetzt wichtig ist zu tun?“, „Wie kann ich dir helfen?“
Trauernde Menschen wollen sich meistens zurückziehen. Dieser Rückzug ist ein Schutz, solange daraus keine Isolation wird. Wer in Beziehung zu anderen Menschen bleibt, vergrößert die Chance, getröstet zu werden. Jedoch wird der Trauernde auch leicht verletzt. Hier gilt es zu lernen, sich von denen abzugrenzen, die einem nicht guttun und jene zu suchen, die einem Unterstützung und wahren Trost bieten. Nach einem Verlust ändert sich daher bei den meisten Trauernden der Freundes- und Bekanntenkreis.
Beziehung zu anderen Menschen findet man in der Arbeit, durch Aktivitäten außer Haus, durch gemeinsames Essen und Trinken, indem man gemeinsame Rituale pflegt, in Trauergruppen und beim Friedhofsbesuch.
Berührungen empfinden wir Menschen als tröstend. Wenn ein Kind getröstet wird, so wird es auch berührt. Berührung ist oft die einzige Möglichkeit, um einen Kontakt zu einem Trauernden herzustellen. Mit Körperkontakt muss man jedoch vorsichtig sein. Wenn Berührung eingesetzt wird, dann sollte man sie kurz und statisch halten, wie z.B. eine Berührung am Oberarm oder der Schulter. Streichelnde Bewegungen sind tabu. Umarmungen sind nur passend, wenn eine entsprechend enge Beziehung zum Trauernden besteht.
Berührung kann ein Trauernder aber auch selbst suchen: sich von einer nahe stehenden Person in den Arm nehmen lassen, durch ein warmes Bad, kuschelige Kleidung und ein bequemes Sofa, sich massieren lassen oder sich mit einer guten Creme eincremen.
Trauernde spüren intuitiv wer ihnen gut tut und wer nicht. Wichtig ist, dass sie diesem Gefühl auch trauen und sich ggf. abgrenzen. Menschen, die nicht guttun, können nicht zuhören, sondern reden auf die Betroffenen ein, geben „gute“ Ratschläge, „psychologisieren“ und „analysieren“, wirken besserwisserisch. Fehlende Worte, eigene Unsicherheit oder Unwissen werden von ihnen mit Phrasen überbrückt wie:
„Die Zeit heilt alle Wunden!“,
„Das wird schon wieder!“,
„Du bist ja noch jung!“,
„Du hast ja noch andere Kinder!“,
„Du kannst ja noch Kinder bekommen!“,
„Wer weiß, was ihm durch seinen Tod noch erspart geblieben ist…“
Diesen Phrasen fehlt jegliches Einfühlungsvermögen, sie bleiben an der Oberfläche und verletzen die Trauernden sehr. Nach Dr. Christine Pernlochner-Kügler (Quelle: www.aspetos.de).
Was können Sie tun? Wie sollten Sie sich verhalten?
Bekannte, Freunde, Nachbarn oder Familie vermeiden oft aus Angst und Verunsicherung, etwas falsch zu machen oder nicht helfen zu können, den Kontakt zu Trauernden.
Aber: Trauernde brauchen Tröstende, also Menschen, die ihnen im Gespräch eine Stütze und Hilfe sein können. Oft sind es nur einfache Dinge und nicht die großen Worte, die helfen. Trauen Sie sich zu trösten! Gehen Sie auf die Bedürfnisse des Trauernden ein und nicht nach Ihren eigenen Bedürfnissen!
Manche Trauernde wollen über die Ereignisse reden: Hören Sie geduldig zu, wenn Trauernde von den Ereignissen erzählen, verstärken Sie dabei aber nicht das „Schreckliche – Entsetzliche“ sondern zeigen Sie Verständnis und Anerkennung für das Verhalten des Trauernden.
Trauernde wiederholen oft immer dieselbe Geschichte. Das ist mühsam für den Zuhörer. Seien Sie geduldig, denn das wiederholte Erzählen gehört zum Verarbeiten dazu, es hilft.
Manche Trauernde wollen nicht reden: Ermutigen Sie den trauernden Freund dazu, sagen Sie ihm, dass reden hilft, zwingen Sie ihn aber nicht dazu. Wenn er nicht reden will, akzeptieren Sie das, sagen Sie ihm aber, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht und signalisieren Sie ihm Ihre Gesprächsbereitschaft.
Verzichten Sie auf Phrasen, die unglaublich verletzen:
„Die Zeit heilt alle Wunden!“,
„Das wird schon wieder!“,
„Du bist ja noch jung!“,
„Du hast ja noch andere Kinder!“,
„Du kannst ja noch Kinder bekommen!“,
„Wer weiß, was ihm durch seinen Tod noch erspart geblieben ist…“
Wenn man sprachlos ist, wenn einem die Worte fehlen, ist es besser, dies offen zu sagen. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!", "Mir fehlen die Worte!" bringt Sprachlosigkeit zum Ausdruck und hilft dem Trauernden mehr als Trostfloskeln oder Ratschläge.
Versuchen Sie, mit dem Trauernden in den Alltag zurückzukehren, das zu tun, was Sie auch vor dem Geschehen getan haben. Helfen Sie ihm den Tagesablauf zu strukturieren.
Versuchen Sie den Trauernden in der nächsten Zeit vor unnötigem und zusätzlichem Stress zu schützen, greifen Sie aber dabei nicht in die Alltagsaufgaben ein, die er selbst bewältigen muss!
Lassen Sie sich und dem trauernden Freund jetzt bewusst etwas Gutes zukommen! Machen Sie jetzt vermehrt und bewusst das, was Ihnen beiden gut tut.
Wenn Ihr Freund/Bekannter Sport betreibt, Hobbys hat usw. hilft ihm dies jetzt Stress abzubauen! Fördern Sie jetzt solche Tätigkeiten!
Passen Sie auf Reaktionen auf, die ungewöhnlich sein können. Sollten sich diese verstärken und andauern (Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit, Isolation, vermehrtes Grübeln, Schuldgefühle usw.), versuchen Sie ihn zu bewegen psychologische Hilfe anzunehmen. Haben Sie Geduld! Die Integration eines Verlustes kann einige Zeit dauern – Sie können dabei nur beistehen. Verarbeiten muss der Trauernde es selbst! Dr. Christine Pernlochner-Kügler und Dr. Markus Ploner (Quelle: www.aspetos.de).
- Otto von Leixner
Ihr Verhältnis zum Trauernden und Ihre Persönlichkeit sollten Ihre Reaktion bestimmen. Sie haben aus der Zeitung erfahren, dass ein Freund oder Bekannter verstorben ist. Vielleicht haben Sie auch vom Tod eines Verwandten durch einen Trauerbrief erfahren. Wie sollen Sie sich nun verhalten? Sie sollten auf jeden Fall auf die Nachricht reagieren und Ihre Betroffenheit ausdrücken. Sie helfen den Trauernden, indem Sie an Ihrem Schmerz teilhaben. Ihre Art und Weise der Reaktion hängt von Ihrer Beziehung zum Verstorbenen, zu den Hinterbliebenen und auch von Ihrer Persönlichkeit ab.
Wie begegnen Sie dem Trauenden?
Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Floskeln! Wenn Ihnen nichts Passendes einfällt, dann schweigen Sie besser. Ein Blick, ein Händedruck oder eine Umarmung sagen oft schon genug.
Der Kondolenzbesuch ist ein alter Brauch. Er kann auch heute helfen, Trauernde aus einer Isolation zu holen. Das persönliche Gespräch kann Trauernden gut tun: sie können ihren Schmerz herauslassen, sie können über die Ereignisse reden, sie spüren die Gegenwart eines anderen Menschen und bekommen die Chance, in dieser Situation am normalen Leben teilzunehmen. Wenn Ihre Beziehung es zulässt, gehen Sie bitte einfach hin!
Verfassen Sie Ihren Kondolenzbrief zeitnah, nachdem Sie von dem Todesfall erfahren haben. Schreiben Sie von Hand und verwenden Sie schlichtes, weißes Papier. Vermeiden Sie Floskeln oder ausschließlich vorformulierte Texte aus dem Internet. Es ist immer schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie sollten sich zunächst fragen:
„Worum geht es in dieser schriftlichen Anteilnahme?“
Es geht darum, dem Trauernden zu zeigen, dass Sie in dieser Situation an ihn denken und ihm in seiner Trauer nahe sind. Ebenso kann der Trauernde den Brief als Ausdruck verstehen, dass der Verstorbene auch von anderen Menschen geschätzt wurde. Vielleicht haben Sie besondere Erinnerungen an den Verstorbenen oder gemeinsame Erlebnisse, die Sie aufschreiben können oder Sie können einen besonderen Lebensinhalt des Verstorbenen, beispielsweise seinen Beruf oder sein Hobby, würdigen – gehen Sie ganz individuell auf den Trauerfall ein. Wählen Sie leicht verständliche, ehrlich gemeinte und persönliche Worte. Auch ein von Ihnen ausgewähltes Zitat kann Ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.
Ihre eigenen Gefühle über den Verlust und die Trauer können Sie dann beschreiben, wenn sie dem Verstorbenen sehr nahe gestanden haben. Geben Sie Ihre Beileidsbekundung möglichst persönlich ab, besonders, wenn es sich um nahe Verwandte, Freunde und Bekannte handelt. Kondolenzbriefe sind von Dauer. Ein Trauernder kann den Brief immer wieder zur Hand nehmen und lesen, wenn ihm danach ist. Ein Kondolenzbrief ist eine Chance für „aufrichtige Teilnahme“. Ausgewählte Sprüche finden Sie in dem Bereich Downloads & Links.
Der Tag der Trauerfeier und Beisetzung ist einer der schwersten Momente für Trauernde. Eine Trauergemeinde spendet sich gegenseitig Trost, nimmt sich in die Arme und hält sich an der Hand. Diese Anwesenheit und körperlichen Berührungen entfalten eine große Wirkung bei Trauernden, weil sie beruhigen und festigen.
Zur Trauerfeier oder Beerdigung zu kommen und da zu sein, ist wohl der persönlichste Beitrag, den Sie leisten können. Sie drücken mit Ihrer Anwesenheit noch einmal Ihre Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen aus. Dabei ist es nicht so bedeutsam, ob oder wie Sie nochmals Ihre Anteilnahme in Worten ausdrücken. Während der Trauerfeier, dem Weg zum Grab und der Beisetzung selbst sollten Sie schweigen – zum Austausch mit den anderen Trauergästen ist im Anschluss genug Zeit. Seien Sie da und geben Sie Halt!
Zum gemeinsamen Beisammensein im Anschluss an die Beisetzung wird schriftlich oder mündlich eingeladen, d.h. ohne Einladung sollten Sie dort nicht erscheinen. Ein solches Zusammensein soll den Übergang von der Trauer zur Normalität schaffen, vom Tod zum Leben. Das Beisammensein wird von den Trauernden später oft als wichtiges Erlebnis wahrgenommen, weil sie Dinge über den Verstorbenen erfahren, die sie noch gar nicht wussten. Gemeinsam erinnert sich die Trauergesellschaft des Verstorbenen und schafft ein gemeinsames umfassendes Bild.
Grundsätzlich gilt: Bei diesem Zusammensein darf über alles gesprochen, geweint und auch gelacht werden, wenn einem danach ist. Es ist der Weg zurück ins Leben, ohne den Verstorbenen. Das gemeinsame Beisammensein heißt gemeinsames Erinnern (Quelle: bestattungen.de).